November 2021
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Schachaufgabe

Archiv SCO

Sommerlicher Herbst am Gardasee

Von Sebastian Völker:

Mitte Oktober (9. bis 17.10.) fand in Arco das traditionelle 43. Open International Città di Arco statt. Mit dabei waren dieses Jahr auch wieder zwei Spieler des Schachclub Oberwinden: Alexander Lang und Sebastian Völker. Ergänzt wurde unser südbadisches Ensemble durch den bestens bekannten FM Peter Dittmar, der ja lange Jahre als Spitzenspieler beim SCO am Brett war. Während Peter bereits zum festen „Inventar“ im Spielerfeld des Turniers zählt – er bringt es dort bereits auf über 20 Teilnahmen – schicken sich Alex und Basti mit ihrer jetzt dritten bzw. vierten Teilnahme erst an „Stammspieler“ zu werden. Das Turnier bietet alles, was sich der ambitionierte Schachspieler und Entspannung suchende Schachtourist im Spätjahr wünschen kann.

Arco ist eine hübsche Stadt mit ca.17.000 Einwohnern in der Provinz Trient. Hier, unweit vom Nordufer des Gardasees, herrscht ein besonders mildes Klima. Viel Sonne und angenehme Temperaturen sind darum stete Begleiter unserer Aufenthalte und vermitteln regelmässig das Gefühl, den Sommer noch etwas in die Länge ziehen zu können. Die Umgebung ist ideal für Ausflüge und Spaziergänge. Alex und ich schätzen sie aber auch für die vielfältigen Möglichkeiten sich dort auf dem Mountainbike austoben zu können. Sehr oft waren wir darum auch diesmal wieder vormittags im Sattel und dann – mehr oder weniger ausgeruht – nachmittags am Brett (Rundenbeginn ist in Arco um 15 Uhr).

Zu den Annehmlichkeiten eines Schachturniers in Italien zählen natürlich auch die kulinarischen Aspekte. Oft war es noch rasch ein frisches Stückchen Pizza vor der Partie, bevor es Abends gehaltvoller wurde. Denn die Halbpension im – sehr erschwinglichen – Hotel Olivo bot einen Viergänger, der keine Wünsche offen liess. 

Doch widmen wir uns nun den schachlichen Aspekten.

Das Schachfestival der Stadt Arco wurde in zwei Offenen Turnieren ausgetragen. Im A-Open, das über neun Runden nach Schweizer System gespielt wurde (und in dem wir am Start waren), beteiligten sich knapp 160 Spieler. Im B-Open spielten 30 Spieler acht Runden nach Schweizer System. Als Austragungsort diente wie immer der große Saal im Casino. Hier boten sich perfekte Spielbedingungen, auch und gerade unter den nach wie vor bestehenden coronabedingten Hygieneaspekten. So wurde bei jedem Spieler vor jeder(!) Runde die Körpertemperatur gecheckt und an den Brettern waren die Teilnehmer durch Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Darüber hinaus bestand eine strikte Maskenpflicht am Brett und im gesamten Spielsaal. Leider umfasste das Regularium aber auch ein Verbot während oder nach der Partie an anderen Brettern zu kiebitzen. In der Praxis wurde dies vom Schiedsrichterteam jedoch dann mit wohltuender Grosszügigkeit gehandhabt.

Das Gros des Teilnehmerfeldes bestand aus starken Amateuren. Mit dem Letten Ilmars Starostits (ELO 2428) und der lebenden Schachlegende Oleg Romanishin (Ukraine, ELO 2419) waren zwei Großmeister unter den Teilnehmern zu finden. Insgesamt erreichte das Turnier in der Spitze nicht die Qualität mancher Vorjahre. Dies sorgte jedoch für einen um so spannenderen Kampf um die vorderen Platzierungen. Letztlich war es der italienische FM Bifulco (ELO 2314), der mit einem Schlussrundenremis gegen den besten deutschen Teilnehmer, IM Fank Zeller (ELO 2366), als Feinwertungsstärkster eines Fünferfeldes mit 7 Punkte aus 9 Partien als Sieger hervorging.

Und wie ist es uns ergangen?

Peter Dittmar spielte ein ordentliches Turnier. Er unterlag lediglich in Runde sieben mit Schwarz GM Romanischin und hatte es ansonsten einige Male mit hoffnungsvollen Nachwuchsspielern zu tun. Seine 6,5 Punkte hievten ihn letztlich auf Rang 10 und damit noch in die Preisränge. 

Wer weiss, was für Peter noch möglich gewesen wäre, wenn er in Runde zwei mit Weiss über ein Remis hinaus gekommen wäre? Aber in dieser Partie traf er auf Alex. Und unser MF1 spielte ein klasse Turnier! Alle wertungsschwächeren Gegner hatte er sicher im Griff und seine Bilanz von 3,5 aus 4 mit Schwarz waren überragend (den halben Punkt „verlor“ er ja wie erwähnt gegen Peter). Zugute kam Alex diesmal seine fast perfekte Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner. So stürzte er seinen indischen Kontrahenten in Runde acht nahezu in die Verzweiflung, als bis zum 23. Zug (!) die gespielte Variante komplett der häuslichen Vorbereitung entsprach und Alex dann noch über nahezu die gesamte Bedenkzeit verfügte, während der Gegner mit verbleibenden 3 Minuten auf der Uhr entscheidend patzte und sodann konsterniert aufgab. Mit 5,5 Punkten erreichte Alex im Schlussklassement Rang 31 (Startrang 54). Er gewann 25 ELO-Punkte hinzu und hievt sich damit künftig wieder in den Kreis der 2000er!

Weniger gut lief es hingegen bei mir (Basti). Mit 5 Punkten und Schlussrang 65 (Startrang 36) bei einer Gegnerschaft durchweg unter 1900 liess ich 30 ELO-Punkte liegen. Ob es an der mangelnden Spielpraxis nach der Corona-Pause lag, wofür meine schlechte Zeiteinteilung sprach? Oder an den anspruchsvollen Biketouren am Vormittag? Ein, zwei Mal stand meinen Gegnern wohl auch das Stellungsglück zur Seite. Insgesamt aber ein bescheidener Auftritt meinerseits, der jedoch das Fazit der Schachwoche in Arco nicht entscheidend schmälert:

Eine tolle Woche mit einem tollen Turnier bei schönem Wetter, herrlichen Ausflügen und feinem Essen (die hervorragenden Weine des Trentino sollen an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben!). Kurzum: ein Wiedersehen im nächsten Jahr ist fest eingeplant. Dann gerne auch mit einer noch grösseren SCO-Delegation.

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