Dezember 2014
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Schachaufgabe

Archiv SCO

Psycho-Krieg oder das ganz normale Verhalten vor-während-nach einer Partie

DMartinas gestern im Rahmen der Vereinsmeisterschaft des SC Oberwinden ausgetragene Duell zwischen dem Schreiber dieser Zeilen und Martin Hess war nicht nur eine spannende, interessante und sowohl von positionellem und taktischem Spiel geprägte Partie, sondern auch eine, die die ganze Spannbreite des Schachkampfes sowohl vor, während wie auch nach der Partie umfasste. Für den interessierten Leser und auf Anregung eines Einzelnen deshalb eine kurze Zusammenfassung des Ablaufs.

Die Auslosung der zweiten Runde der Vereinsmeisterschaft ergab das Duell Hess – Wernet, welches sich in vielen Blitzpartien schon oft mit einer der ältesten Eröffnungen, dem Königsgambit, auseinandersetzte. Diese sehr taktische Eröffnung, von beiden Spielern geliebt, führte oftmals zu einem klaren Seriensieg eines der Beteiligten, manchmal auch zu einem denkbar knappen 7:6 oder ähnlichen Ergebnissen, was beide veranlasste ihre Siege durch sammeln von Bierdeckeln zu dokumentieren, so dass am Ende einer Serie der wirkliche Sieger zweifelsfrei ermittelt werden konnte.

UnglückliAdlercherweise war der Termin für die Vereinsmeisterschaftspartie so gelegt, dass einer der Kontrahenten um Verschiebung ersuchen mußte. Kurz und knapp, es ergab sich die verbale Schlacht vor dem Kampf, wie vor großen Fußballduellen, dem Wiegen beim Boxen oder ähnlich brisanten Auseinandersetzungen üblich. So erfolgte auf die Bitte und der positiven Rückantwort die augenzwinkernde Androhung “Zieh dich schon mal warm an, ich werde ein staubtrockene, rein positionelle, stink langweilige Partie spielen, ohne jegliche taktische Ansätze und uralte Varianten in der Eröffnung ;-)”. Das geliebte Königsgambit schien also gestorben und so galt es dem entgegen zu treten. Dies wurde auch auf einfaltsreiche Art und Weise bewerkstelligt. Der um sein geliebtes Königsgambit Betrogene präparierte 2 Würfel und besaß die Frechheit die ersten beiden Züge der Partie am Brett zu würfeln. Dies funktionierte wie folgt: ein Würfel wurde mit den Zahlen 3 und 4 und der andere mit den Buchstaben b – g beklebt. Damit waren die Randbauernzüge natürlich gestorben, bei f3 und c3 konnte zwischen Springer und Bauer entschieden werden, so dass immerhin 14 Möglichkeiten beim ersten Wurf zustande kamen. Die Überraschung beim Gegner war natürlich genauso groß wie die Erheiterung der Umstehenden. Gewürfelt wurden e3 und d3 und der Ehrgeiz des Gegners war natürlich angestachelt, diese Unverschämtheit umgehend zu bestrafen. Es entwickelte sich auch schnell ein positioneller Kampf, der mit einer taktischen Finte auf die der Würfelspieler herein fiel schnell entschieden wurde und so gab man sich nach bereits 23 Zügen die Hand. Zugegebenermaßen war die Partie nicht zwangsläufig gewonnen und wäre die taktische Finte gesehen worden, so wäre der Weißspieler zwar beengter gestanden, von gewonnener Partie konnte aber keine Rede sein. Da der Unterlegene auch noch dem Sieger im Vorfeld mit einem Kugelschreiber zur Dokumentation der sicherlich in der Vereinshistorie bisher einmaligen Partieanlage aushalf, war der Kommentar “mit den eigenen Waffen geschlagen” natürlich unvermeidbar.Basti

Durch das schnelle Ende gab es auf jeden Fall noch die Gelegenheit die an den Nebentischen Analysierenden zu einer kleinen Blitzrunde zu überreden und der Kampf konnte also auch nach der Partie noch weitergeführt werden. Auch im Blitz wurde natürlich mit allen Mitteln gekämpft und nur ein übersehenes Schach rettete den Sieger der Vereinsmeisterschaftpartie, kosteten dem Unterlegenen den Gesamtsieg und führten zum Gleichstand von gleich 3 Spielern am Ende der Runde. Sebastian V. plädierte natürlich auf den direkten Vergleich, was ihm den ersten Platz, Andreas W. den zweiten Platz und Martin H. den dritten Platz beschert hätte, aber die beiden anderen bestanden auf ein Ausspielen jeder gegen jeden, was am Ende zum gleichen Ergebnis führte. Auf jeden Fall hatten alle ihren Spaß, es war ein sehr kurzweiliger Abend und Martin H. konnte mit Mühe überredet werden die neue Eröffnungsstrategie am Sonntag zumindestens noch nicht einzusetzen 😉

Die Endtabelle des Blitzturniers:
1. Sebastian Völker
2. Andreas Wernet
3. Martin Hess
4. Wolfgang Scherer
5. Torsten Becherer und Martin Schneider
7. Thomas Ruf
8. Michael Neuendorf

Das Spätduell “Fuchs” gegen “Lehrer” endete nach unbestätigten Gerüchten 1:42 😉

Andreas Wernet

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