Februar 2011
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Schachaufgabe

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Oberwinden I siegt beim Deutschen Meister!

vom MF1 Sebastian Völker

In der 5. Spielrunde der Verbandsliga Süd gelang der ersten Mannschaft des SC Oberwinden mit einem 4,5:3,5-Auswärtserfolg bei der OSG Baden-Baden ein wichtiger Sieg und der Sprung auf Tabellenplatz 2. Wäre die Saison jetzt bereits beendet, so würde dies einen Aufstiegsrang und damit den erstmaligen Einzug der Elztäler in die Badische Oberliga bedeuten. Doch so weit ist es noch lange nicht, und dass Platz 2 zum Aufstieg berechtigen könnte ist allein der aktuellen Situation auf den Abstiegsrängen der oberen Ligen zuzuschreiben. Das komplizierte Auf- und Abstiegsreglement wird wohl bis zum letzten Spieltag am 17. April die Frage offen lassen, ob neben den in der Tabelle bereits enteilten Kuppenheimern noch eine zweite Verbandsligamannschaft den Blick nach oben richten darf.

 Wenngleich wir es „nur“ mit der vierten Vertretung des amtierenden deutschen Mannschaftsmeisters zu tun hatten, so rangierte diese doch in der Tabelle noch vor uns und es war den Gastgebern erneut gelungen, eine talentierte und hoch motivierte Truppe an die Bretter zu bringen. Das Team der Baden-Badener zeigte deutlich die Handschrift der sehr guten und erfolgreichen Nachwuchsarbeit an der Oos. Neben der Heranführung einheimischer Talente gelingt es dort, auch die Fühler über den Rhein ins benachbarte Frankreich auszustrecken und hoffnungsvolle Schachkids in die Kurstadt zu holen. Beredtes Zeugnis dafür ist die Tatsache, dass am ersten Brett von Baden-Baden mit dem erst 12-jährigen Bilel Bellahcene ein Ausnahmetalent aufgeboten werden konnte, das sicher noch für Aufmerksamkeit in der Schachwelt sorgen wird. Doch nun der Reihe nach:

 Dem Baden-Badener „Jugendstil“ begegnete Oberwinden mit geballter Routine. Schon nach weniger als einer Stunde fiel das Zwischenfazit positiv für uns aus. An den Brettern 5-8 war alles unter Kontrolle, Philipp Germer an Brett 4 hatte starke Initiative für einen Bauern erhalten und Juan Fernandez (Brett 3) experimentierte gegen Slavik Sarchisov, seines Zeichens Sechster der letzten deutschen Einzelmeisterschaften U16, geschickt am Damenflügel. An Brett 2 hatte Emmanuel Reinhard als Schwarzer im Caro-Kann gegen Joshua Hager – immerhin auch schon Teilnehmer an Jugendweltmeisterschaften – rasch ausgleichen können. Am Spitzenbrett nannte Peter Dittmar bereits einen Mehrbauern sein Eigen und bemühte sich nun um die Entfachung eines Königsangriffs.

 Mit dem Herannahen der ersten Zeitkontrolle fielen dann auch die ersten Entscheidungen. Joachim Diehl (Brett 8) nahm angesichts der aussichtsreichen Partiestände seiner Mannschaftskollegen in verschachtelter Stellung das Remisangebot von Prof. Fromberg an und kurz darauf vermeldete Philipp den ersten Oberwindener Partiegewinn gegen Feiler, der den zahlreichen Fesselungen und drohenden Springergabeln erlag. Durch eine Unachtsamkeit von Sebastian Völker (Brett 6) kam Baden-Baden kurz vor der Zeitkontrolle zum Ausgleich. In hoher Zeitnot versäumte es der Oberwindener Mannschaftsführer einen Verteidigungszug einzustreuen, so dass sein 15-jähriges Gegenüber Mathieu Barbaras ohne Mühe entscheidendes Material gewann.

 Nur wenig später konnten wir aber erneut vorlegen. Zwar hatte sich Peter Dittmar in einer Kombination verrechnet und so statt eines sofort entscheidenden Figurengewinns lediglich ein sehr aussichtsreiches Turmendspiel erreicht. Dieses führte er aber mit überlegener Technik sicher zum Sieg und somit zum Zwischenstand von 2,5:1,5 aus unserer Sicht. Der Blick auf die nun noch laufenden Partien verjagte fürs Erste alle Sorgenfalten aus den Oberwindener Gesichtern.

 Manu Reinhard hatte einen Mehrbauern im Damenendspiel, Juan Fernandez im Turmendspiel sogar deren zwei. Ralf Schmidt (Brett 5) spielte gegen Gersinska ohne erkennbare Probleme mit Dame gegen 2 Türme und Eddi Kais, der im Mittelspiel die Qualität gewonnen hatte, drohte bereits mit einem gefährlichen Freibauern auf der 7. Reihe. So sah alles nach einem deutlichen Erfolg der Elztäler aus. Zunächst gab dann Ralf seine Partie remis, erkannte aber im selben Moment, dass er mit dem stillen Bauernzug 44. h5 nochmal für mächtig Verwirrung im Lager seines Gegners hätte sorgen können. Zwar fand die deutsche Nationalspielerin GM Ketino Katchiani-Gersinska, die zwischenzeitlich als Kiebitz im Turniersaal erschienen war, noch eine Verteidigung. Ob ihr Ehemann Jürgen Gersinska diese jedoch am Brett auch gesehen hätte bleibt Spekulation.

 Problemlos führte Juan Fernandez im Anschluss seine Partie zum Sieg, so dass beim Zwischenstand von 4:2 noch zwei Oberwindener Gewinnpartien einzufahren waren. Doch nun geschah Kurioses. Ohne erkennbare Not, vielleicht jedoch geblendet von der Aussicht auf einen weiteren Bauerngewinn, liess sich Manu Reinhard von Joshua Hager einzügig (!) Matt setzen. Ein sich im Schach auf diesem Niveau nur sehr selten einstellender Lapsus, und ein verständlicherweise zutiefst geknickter Manu. Und diese unvorteilhafte Wendung schien nun auch Einfluss auf das Spiel von Eddi Kais zu nehmen. Denn anstatt durch einen Verteidigungszug den Phantomangriff seines Gegners Gölgeci verpuffen zu lassen und wenig später den vollen Punkt einzufahren, begann Eddi an einer „Zauberkombination“ zu rechnen, die ihm unter zwischenzeitlichem Damenopfer einen vermeintlich einfachen Endspielsieg beschert hätte. Aber seine Variante hatte ein „Loch“, so dass Eddi angesichts der nun akuten Mattdrohung des Schwarzen nur und gerade noch die Flucht in ein Dauerschach blieb.

 Zum Glück reichte uns diese Punkteteilung zum letztlich knappen, wenn auch verdienten 4,5:3,5-Sieg. In den verbleibenden 4 Kämpfen, unter anderem gegen den vermeintlichen Klassenprimus Freiburg-Zähringen 1887 wird es aber erforderlich sein, dass wir unsere Leistungen stabilisieren und die Zahl der „unforced errors“ deutlich reduzieren.

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