März 2016
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Schachaufgabe

Archiv SCO

Abenteuer Gran Canaria

Während die halbe Welt nach Karlsruhe zum GRENKE-Turnier ging, kombinierte ich Urlaub mit einem Schachturnier. Es ging nach Gran Canaria, weit weg von Stress, Hektik und Schmuddelwetter. Die Landung des Flugzeugs war indes ein bisschen abenteuerlich, so machte man einen gefühlten Erkundungsflug, bevor der Kaptain zur Landung ansetzte. So sah man schon einiges von der Insel, die Perspektive war schon unglaublich. Jedoch tat ich mich schwer die Mietwohnung zu finden, war ich doch so gut wie ohne Spanischkenntnisse angereist (und auch ohne wieder abgeflogen ;-)). So fuhr ich mit dem Mietwagen eine halbe Stunde herum, weit über 50% der Straßen waren Einbahnstraßen, es war sozusagen ein Labyrinth, die erste Aufgabe, welche zu lösen war.

Blick aus der Mietwohnung

Blick aus der Mietwohnung

Der Spielort, Vecindario, wurde am darauffolgenden Tag erst einmal gründlich erkundet und die Atmosphäre im tiefen Süden in mich aufgesogen. Nachdem der Spielort des Turnieres auch ausfindig gemacht wurde, konnte auch das Turnier beginnen. In der 1.Runde war ich gesetzt und gewann auch recht schnell mit Weiß. Viel nervenaufreibender war für mich an diesem Abend der SC Freiburg mit dem Zittersieg gegen den KSC. Nach dem schnellen Sieg war noch Zeit geblieben, dieses Spiel am Abend übers Internet live zu verfolgen.

Schachturnier 369

Doch die 2.Runde sollte schon ein ganz harter Brocken werden. Ich war nochmals gesetzt, hatte eine junge Norwegerin als Gegner, Jahrgang 98 (1750 Elo). Sie war auch bei der letzten Jugend-WM dabei, es war höchste Vorsicht geboten. Mit den schwarzen Steinen war es sehr schwer, einen Vorteil zu erzielen, da sie sehr solide spielte und gute Züge fand. Erst eine kleine positionelle Ungenauigkeit ihrerseits im Endspiel Dame+Läufer gegen meine Dame+Springer (Der schwarze Felderkomplex wurde etwas schwach) gab mir Vorteil. Doch dieser musste auch erst mittels eines Königsmarsch diagonal ins Zentrum nach d4 zur Unterstützung eines potentiellen Freibauern auf der e-Linie realisiert werden, das war die einzige Möglichkeit zu gewinnen. In Runde 3 wartete dann schon ein GM. Zu forsch spielte ich in der Eröffnung (sehr frühes f2-f4). Dies bestrafte der GM sehr konsequent. Die Partie schien entschieden, jedoch kam der GM in große Zeitnot. Ich opferte 2 Bauern und erlangte Gegenspiel, welches dann doch noch zum etwas glücklichen Remis reichte, da ich die Bauern schließlich wieder zurückbekam und ungleichfarbige Läufer aufs Brett kamen.

2 weitere Remis am ersten Doppelrundentag (Runde 4 und 5) gegen einen 23-er und einen 24-er nahm ich dankbar mit. Doch in Runde 6 wurde mir wirklich alles abverlangt. Durch einen ungenauen Zug brachte ich mich mit Schwarz gegen einen IM in Bedrängnis. Ich gab mich noch nicht auf und musste kämpfen. So wurschtelte ich mich irgendwie in ein Endspiel mit Mehrbauer, doch war trotzdem nur um Remis bemüht, da er 2 Läufer und einen entfernten Freibauern hatte gegen meine 2 Springer. Ich musste abwarten und seine Drohungen abwehren. Diese sehr schwere Partie dauerte fast 90 Züge, davon hatten wir mindestens 40 Züge nur 30 Sekunden für jeden Zug! Diese Zeitnotschlacht endete, wie sie fast enden musste: Am Ende standen nur noch die 2 Könige auf dem Brett. Eine weitere Schlüsselpartie in diesem Turnier. Am Nachmittag musste ich mit Weiß gegen die Zwillingsschwester der jungen Norwegerin spielen. Sie spielte ebenfalls ein sehr gutes Turnier und hatte mit einem Sieg gegen einen 22-er für Furore gesorgt. Vorsicht war geboten. Ich bot ihr ein frühes Remis, da sie 1. De Eröffnung mit Schwarz perfekt behandelte und 2. Da ich ziemlich platt war nach der IM-Partie. Sie nahm an, da sie wahrscheinlich ein kleines Elo-Plus dafür bekam.

vor der letzten Partie: Hatte so ein Gefühl

vor der letzten Partie: Hatte so ein Gefühl

Jetzt waren noch 2 Runden zu spielen. Ein bestimmter Spieler der 1.Mannschaft hatte einmal gesagt: “Es entscheidet sich in den letzten 2 Runden, ob es ein gutes oder ein schlechtes Turnier wird!” Dies galt nun auch für mich. Doch mit Schwarz stellte ich meine Eröffnung in Runde 8 noch einmal um, um der Vorbereitung zu entgehen. Mein sehr junger Gegner mit 1700 Elo, aber noch sehr jung, war nicht darauf eingestellt, dennoch kämpfte er gut, doch nach 20 Zügen war die Partie vorbei. Ein wichtiger Sieg. So war noch die letzte Runde zu gehen. Ich bekam einen 2270-Elo-Gegner mit Weiß. Schon am Morgen hatte ich das Gefühl, dass was geht. Und tatsächlich. Nachdem ich auf den c3-Sizilianer verzichtete und die bekannte Fischer-Stellung aufs Brett bekam, ging meine Vorbereitung voll auf. Mein Gegner spielte korrekt, doch er hatte sich immer mit einem leichten Druck auf 2 schwächelnde Bauern zu beschäftigen. Irgendwann schaltete er dann voll auf Angriff, und ließ beide Bauern ungedeckt. Dies war sehr nachlässig, doch vermutlich hatte er eine bestimmte Variante nicht richtig durchgerechnet. Es folgte mein Damenopfer für Turm und Springer, sodass meine restlichen Figuren volle Aktivität entwickelten. Mit allem was ich hatte musste ich angreifen und auf Matt spielen, da sonst sein Angriff schneller war. Schlussendlich wurde sein König mattgesetzt, nachdem er bis nach g5 getrieben wurde. Total euphorisiert von dieser Partie musste ich erst einmal weg vom Turniersaal und zur Ruhe kommen, so sehr hatte ich mich hinterher über den Punkt gefreut 😉

Siegerehrung

Auch für Platz 12 gabs noch einen Preis

Somit standen am Schluss 6.5 Punkte aus 9, der 12. Platz, 40 Elopunkte plus und ein Sprung auf 2200 DWZ.

Insgesamt kämpften in diesem Turnier 124 Schachfreunde, gewonnen hat GM Bojan Kurajica. Sehenswert war, dass die letzte Partie im Turnier mit einem Springer-Läufer Matt beendet wurde, was mit euphorischem Applaus der Zuschauer honoriert wurde. Der Held des Tages war hier somit der spanische GM David Larino Nieto.

Nun hatte ich noch einen freien Tag bis zur Abreise, sodass es mit dem Kleinwagen nochmal auf Tour ging und verschiedene Strände erkundet wurden. Beim Blick auf den Atlantik stieg in mir ein Gefühl der grenzenlosen Freiheit auf, trotz der starken Windböen, welche auf den Kanaren immer konstant da sind.

Zeit zum träumen! Irgendwo da hinten ist Afrika...

Zeit zum träumen!
Irgendwo da hinten ist Afrika…

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